Wenn beim Fußball der Anpfiff fällt, beim Formel-1-Rennen die Startampel auf Grün springt und beim Tennis-Masters der erste Aufschlag erfolgt, steigt auch bei den Fans der Adrenalinspiegel. Sportliche Ereignisse ziehen ungezählte Zuschauer überall auf der Welt in ihren Bann, und etliche Fans beweisen ihr Fachwissen um den Sport oder die Treue zu ihren Athleten zusätzlich durch Wetten.
Und die Branche boomt. Im Jahr 202 lagen die Spieleinsätze in Deutschland bei den Sportwetten noch bei 1,68 Milliarden Euro. 2019 waren es bereits 9,28 Milliarden Euro. Dabei werden die meisten Tipps auf Fußballspiele abgegeben. 55 Prozent der Sportwetteneinsätze entfallen auf Bundesliga oder zweite Liga, Champions League, Länderspiele und mehr. An zweiter Stelle folgen mit 17 Prozent Tennis-Wetten, aber auch Handball mit sieben Prozent und Basketball sowie Eishockey mit je sechs Prozent sind bei Tippern populär. Reiten kommt auf zwei und Motorsport auf ein Prozent der Wetteinsätze.
Dabei steigen immer mehr Tipper auf Online-Wetten um. Dank Smartphone sind die virtuellen Wettbüros Tag und Nacht zu erreichen, so dass der Stress ums rechtzeitige Ankommen vor Toresschluss wegfällt. Zudem lassen sich blitzschnell Quoten, Allgemeine Geschäftsbedingungen und Bonusangebote bei Sportwetten vergleichen. Weil es sich bei großen Ereignissen zwar häufig lohnt, schon vorab zu tippen – in der jüngsten Bundesligasaison standen die Favoriten schon vor dem Auftaktspiel fest, und wer nicht auf den Meister, sondern eine andere Wettmöglichkeit getippt hat, wurde selten enttäuscht -, gibt es dennoch gute Gründe, auch in letzter Minute noch zu wetten.
Vor allem beim Fußball wird Leuten, die sich beim Wetten von klaren Analysen und Fakten statt vom Bauchgefühl leiten lassen, gute Chancen vorausgesagt. Viele Vereine und sogar Nationalmannschaften haben ihre unbestrittenen Leistungsträger. Verletzt sich einer dieser Macher beim letzten Training oder wird berichtet, dass der Trainer seine Nummer Eins auf der Bank lässt und stattdessen neue Talente aufs Feld schicken will, ändern sich die Wahrscheinlichkeiten. Online lassen sich die Nachrichten rund um den Lieblingssport selbst in der Mittagspause oder beim Pendeln mühelos verfolgen, so dass eventuelle Wetten so gut informiert wie möglich platziert werden können.
In der Bundesrepublik wird Online-Sportwetten dank des neuen Glücksspielländerstaatsvertrags, der ab dem 1. Juli gilt, ein weiterer Schub vorausgesagt. Darin werden nämlich nicht nur erstmals Online-Casinos im gesamten Land legalisiert, sofern sie eine der 20 für den Anfang geplanten Lizenzen seitens der Regierung erhalten, auch für Sportwetten werden neue, klare Regeln geschaffen.
Bisher befanden sich Sportfans beim Wetten in einer legalen Grauzone. Während staatliches Fußballlotto seit mehr als 70 Jahren die Fans unterhält und Vater Staat einen stattlichen Geldsegen bringt, sind bis dato längst nicht alle Wetten erlaubt. Zu den von oberster Stelle abgesegneten Sportarten gehörten bislang außer Fußball auch Pferdewetten, während etwa Tipps auf Boxereignisse zumeist als illegal eingestuft wurden. Seitens der EU allerdings werden sowohl Online-Casinos wie auch Sportwetten seit langem erlaubt, falls die Anbieter ihre Lizenz aus einem der Mitgliederländer erhalten haben, was sich auf der Webseite feststellen lässt. Weil mit der Lizenzvergabe nicht nur Steuereinnahmen für das Ausstellerland, sondern auch Verbindlichkeiten seitens der Anbieter verbunden sind, ergeben sich daraus Rechtssicherheit für den Kunden und für die Länder die Möglichkeit, Kontrollen durchzuführen.
Bereits jetzt haben seriöse Online-Wettbüros die ersten Lizenzen aus Deutschland erhalten, so dass auf diesen Webseiten nach Herzenslust auf Ereignisse in aller Welt getippt werden kann, ohne sich Sorgen um eine etwaige Gesetzesüberschreitung machen zu müssen. Allerdings gilt auch hier weiterhin wie bei jedem Abschluss einer Online-Transaktion, dass vorher Impressum und Allgemeine Geschäftsbedingungen gelesen werden sollten.
Einige Einschnitte bei der Auswahl von Wetten wird es in der Bundesrepublik jedoch selbst nach dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes geben. So stehen unter anderem die populären Live-Wetten, die teilweise noch mitten im Spiel abgegeben können, in der Debatte. Gerade im Fußball sind sie populär, wenn es etwa um Tipps geht, dass mindesten 3,5 Tore pro Spiel fallen. Statistisch gesehen ist die Bundesliga mit 3,21 Treffern pro Spiel in der Saison 2019/2020 und 3,03 Toren in der Saison 2020/2021 die torreichste Spitzenliga Europas. Dabei ist die zweite Halbzeit meist die stärkere.
Einen definitiven Schlussstrich zieht die Bundesrepublik, wenn es um Nebenwetten geht, die nicht mehr viel mit dem Sport an sich zu tun haben. Wer also darauf hofft, bei der Euro 2021 aufgrund einer Beißattacke kräftige Gewinne einzustreichen, wie es bei der Weltmeisterschaft 2014 dank einer unsportlichen Handlung seitens des Kolumbien-Stürmers Luis Suarez der Fall war, hat sich verkalkuliert. Auch Wetten wie bei der WM 2010, bei der eine Kombiwette mit einer Quote von 2000:1 den etwaigen Sieg der deutschen Nationalmannschaft und das anschließende Singen von Papst Benedikt von „We Are The Champions“ beinhaltete, sind nicht im genehmigten Programm.
Dafür können die Sportfans sicher sein, dass sie nicht nur erlaubt tippen, sondern der Fiskus tatsächlich seinen Teil erhält und davon unter anderem wiederum regionale und lokale Einrichtungen unterstützt – darunter Sportvereine. Außerdem wird aus Gründen der Spielsuchtprävention ein finanzielles Limit gesetzt. Pro Monat dürfen online nicht mehr als 1000 Euro für Glücksspiel aller Art verzockt werden, vom Online-Casino bis zu Lotto und Sportwetten. Schließlich genügt es, wenn sich der Adrenalinausstoß auf den sportlichen Wettbewerb beschränkt und nicht die Sorge ums Portemonnaie der Auslöser ist.