Die Rechtslage in Deutschland bezüglich Online Casinos war lange Zeit ungeklärt. 2021 hat sich das jedoch geändert. Zum ersten Mal konnten sich die Länder auf eine gemeinsame Regelung zum Glücksspiel im Internet einigen. Dennoch sind nach wie vor für viele Spieler so einige Fragen ungeklärt. Diese werden im Folgenden beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
Was regelt der Glücksspielstaatsvertrag?
Der Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland legt die Rahmenbedingungen für das Angebot von Glücksspielen in allen 16 Bundesländern Deutschlands fest.
Bereits im Jahr 2008 wurde ein Glücksspielstaatsvertrag erschaffen. Dieser trat jedoch kurz darauf im Jahr 2011 wieder außer Kraft, da er nicht verlängert wurde. Schleswig-Holstein brachte hieraufhin im Alleingang eine Lizenz für Online Glücksspielanbieter heraus.
2012 wurde ein erneuter Versuch gestartet, alle Bundesländer an Bord zu holen, doch 2018 wurde der Vertrag nicht wie zuvor vorgesehen durch den 2. GlüÄndStV ersetzt. Der Dritte Glücksspieländerungsstaatsvertrag wurde wiederum verabschiedet und war bis 2021 gültig.
Erst jetzt konnten sich die Vertreter der Länder in allen Punkten einigen und brachten den GlüStV 2021 heraus. Zu den wichtigsten Aspekten, die bis dato eine einheitliche Regulierung verhinderten, gehörten mitunter:
- Spielerschutz in Hinblick auf die Spielsuchtgefahr
- Schutz von Minderjährigen
- Verhindern von Betrug auf Seiten der Anbieter
- Einschränkung der zugelassenen Spiele
Gibt es eine deutsche Glücksspiellizenz?
Mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 wurde auch eine Behörde eingeführt, die länderübergreifend das Glücksspiel regelt. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder, kurz GGL, ist auch die Stelle, von der aus deutsche Glücksspiellizenzen vergeben werden.
Somit gibt es durchaus Online Casinos mit einer deutschen Lizenz, die sich an die hierzulande geltenden Regeln des Angebots von Glücksspielen im Internet halten. Auf der Webseite des Anbieters ist das entsprechende Logo sowie ein Hinweis auf die Glücksspiellizenz zu finden. Zudem dürfen nur die hierzulande lizenzierten Online Casinos eine Webadresse mit der Endung .de besitzen.
Auf der Webseite der GGL steht eine Liste zur Verfügung, über die nachgeprüft werden kann, ob ein bestimmtes Online Casino tatsächlich die angegebene Lizenz besitzt. Wer sich ganz sicher sein möchte, der sollte diese herunterladen und eine Gegenprüfung durchführen.
Darf weiterhin in Online Casinos ohne deutsche Lizenz gespielt werden?
Während unsere Nachbarländer wie Frankreich, Italien und die Schweiz dem Spielen in Online Casinos, die keine lokale Lizenz haben, eindeutig einen Riegel vorgeschoben haben, ist die Gesetzeslage diesbezüglich in Deutschland nach wie vor ungeklärt. Zusätzlich zur rechtlichen Unsicherheit besteht auch die Tatsache, dass Online Casinos, insbesondere diejenigen, die auf Servern außerhalb Deutschlands gehostet werden, einen erheblichen ökologischen Fußabdruck in Form von Kohlenstoffemissionen hinterlassen können.
Je nachdem, an wen man sich wendet, erhält man die Antwort, das es nicht mehr oder schon noch erlaubt sei, in Online Casinos ohne deutsche Lizenz spielen zu dürfen. So manch einer beruft sich nach wie vor auf das Gesetz der Europäischen Union zum freien Waren- und Dienstleistungsverkehr. Solange die Lizenz aus einem EU-Land, wie zum Beispiel Malta, kommt, sollte das Spielen auch weiterhin erlaubt sein.
Wer jedoch 100% sichergehen möchte, der sollte nur Online Casinos mit deutscher Lizenz verwenden, auch wenn diese einige Einschränkungen mit sich bringen. Auf diese gehen wir jetzt ein.
Welche Einschränkungen bringt die deutsche Lizenz mit sich?
Spieler, die schon länger Online Casinos nutzen, werden schnell feststellen, dass die neuen deutschen Casinos ihr Angebot um einiges reduzieren mussten. Im Internet dürfen nämlich nur noch Spielautomaten, aber keine anderen Casino-Spiele wie zum Beispiel Tischspiele und Bingo angeboten werden. Dementsprechend stehen im Online Casino mit einer Lizenz aus Deutschland lediglich Slots zur Verfügung.
Die Begründung ist, dass Blackjack und Co. eine zu hohe Suchtgefahr mit sich bringen. Wer sich mit dem Thema auskennt, wird jedoch behaupten, dass diese Einschränkung andere Beweggründe hat. Die Länder betreiben eigene lokale Spielbanken und könnten hierdurch versuchen, Spieler von Online Casinos wieder in ihre lokalen Etablissements zu locken.
Weitere Einschränkungen, wie zum Beispiel das Begrenzen der Casino-weiten monatlichen Einzahlungsbeträge pro Spieler auf maximal 1000 € und der Spieleinsätze pro Runde auf maximal 1 € dienen hingegen schon eher dem Spielerschutz. So auch die automatisch ausgelöste Spielpause sowie die Realitätsüberprüfung.
Um Ersteres umsetzen zu können, wurde eine Datenbank erschaffen, die alle Spielerkonten erfasst und dort aufzeichnet, wie viel ein Spieler in allen deutschen Online Casinos einzahlt. Sie gilt aus Datenschutzgründen nach wie vor als kontrovers.
Fazit
Einst war die deutsche Gesetzgebung im Hinblick auf das Glücksspiel im Internet ein Minenfeld. Mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 sollte sich dies ändern. In vielen Dingen hat diese länderübergreifenden Vereinbarung tatsächlich Klarheit geschaffen, doch auch nach wie vor sind ein paar Dinge ungeklärt.
Dass es mehrere Anläufe benötigte, um schließlich eine gemeinsame Regelung durchzusetzen, zeigt bereits, dass wohl einige Kompromisse eingegangen worden sind. Leider sorgen diese auch weiterhin für eine gewisse Grauzone. Zudem werden einige mit der deutschen Glücksspiellizenz einhergehenden Einschränkungen von Spielern kritisiert.
Das monatliche Einzahlungslimit gilt für jeden Spieler, ungleich, wie viel Geld die jeweilige Person verdient. Die Spielerdaten aller Online Casinos über eine zentrale Datenbank zu erfassen, könnte den Datenschutz gefährden. Unter dem Vorwand des Spielerschutzes nur Online Slots zuzulassen klingt wenig überzeugend.
Wie die Vergangenheit gezeigt hat, könnte es durchaus erneut zu einer Verhandlung kommen, welche den aktuellen Staatsvertrag überarbeitet oder komplett aussetzt. Es bleibt weiterhin spannend.